Mein heutiger Beitrag beschäftigt sich mit einem der "kultigsten" Hemden schlechthin: dem "Oxford Cloth Button Down", speziell mit dem "Original" von Brooks Brothers. Brooks Brothers ist der älteste Herrenausstatter der Welt mit Sitz in der Madison Avenue in New York.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren Herrenhemden tradionell kragenlos - man brachte einen sehr steifen Kragen extra an. Trug man zum Beispiel zu Hause keine Krawatte, ließ man den Kragen einfach weg. Um beim Sport - zum Beispiel beim Polospiel - allerdings auch Krawatte tragen zu können (man wollte ja "proper" aussehen), begannen offenbar englische Hemdenschneider damit, einen weichen Kragen direkt ans Hemd anzubringen, der oft mit zwei Knöpfen am Hemd zusätzlich befestigt wurde. Der "Button Down"-Kragen war geboren.
Viele Geschichten und Mythen werden - vor allem im Internet - erzählt, wie und warum der weiche Kragen denn festgeknöpft wurde - Tatsache ist jedenfalls, dass der Herrenausstatter "Brooks Brothers" im Jahr 1896 ein Hemd auf den Markt brachte, das als "Button Down Polo Shirt" angepriesen wurde. Angeblich hatte John E. Brooks solche Hemden bei einem Polospiel in England beobachtet und daraufhin beschlossen, selbst ein solches Hemd anzubieten. Es bestand aus dem legendären "Oxford Cloth"-Stoff und hatte einen weichen, bereits am Hemd befestigten "Button Down"-Kragen. Wie der Name schon sagt, war es dazu gedacht, beim Polospiel getragen zu werden - da es aber anscheinend nicht nur für das Polospiel geeignet war, trugen es in den folgenden Jahrzehnten immer öfter auch Tennisspieler oder Golfer. Ein Siegeszug hatte begonnen.
"Button Down Polo Shirt" Quelle: Brooks Brothers |
Über die Jahrzehnte wurde das Button Down-Hemd von Brooks Brothers zum wahrscheinlich meistkopierten Modeartikel aller Zeiten...
Das berühmteste Beispiel dafür ist wohl das sehr weit verbreitete Modell von "Polo Ralph Lauren" - Ralph Lauren (geboren als Ralph Livshitz in New York) arbeitete in den 1960er-Jahren als Verkäufer bei Brooks Brothers. Unzufrieden mit der neuen Ware und dem Weg, den Brooks Brothers eingeschlagen hatten, entschloss er sich gegen Ende der 60er-Jahre, seine eigene Bekleidungsfirma zu gründen. 1967 konnte er die Rechte am - von Brooks Brothers geschützten - Namen "Polo" erwerben, 1972 begann seine Weltkarriere: er brachte das berühmte Polo-Shirt (ein Tennis-Shirt à la Lacoste aus Baumwoll-Piquè) auf den Markt und versah es mit dem berühmten kleinen Polospieler, den er Knize in Wien abgekauft hatte (der Polospieler war das erste Herrenmoden-Markenlogo der Welt). Im selben Jahr bekam er außerdem den Auftrag, den Film "Der große Gatsby" mit Robert Redford auszustatten - der Durchbruch war gelungen.
Als er Button Down-Hemden aus Oxford-Stoff auf den Markt brachte ("Chaps by Ralph Lauren"), waren dieses denen von Brooks Brothers sehr ähnlich - bloß, der Kragen war ein wenig kleiner - ein für Fans solcher Hemden nicht unwesentliches Detail. Denn der Kragen sieht am besten aus, wenn er "rollt", das heißt, er macht einen schönen "Schwung":
Perfekter "Collar Roll" |
Nicht unwesentlich zum Erfolg dieser Hemden haben Schauspieler wie Robert Redford, George Peppard oder aber auch andere Berühmtheiten, wie zum Beispiel Gianni Agnelli beigetragen - über den Fiat-Tycoon wird gesagt, dass er regelmäßig Books Brothers-Button Down-Hemden bestellt und fast ausnahmslos diese getragen hat. Auf diese Art und Weise wurde diese Art Kragen in Italien so populär, dass man heute an jeder Ecke ein Hemdengeschäft findet, das Unmengen an Button Down-Hemden anbietet.
Robert Redford in "Die Unbestechlichen" |
Geoge Peppard in "Frühstück bei Tiffany's" |
Gianni Agnelli ließ den Kragen auch gerne "unbuttoned" |
Als ich nun vor nicht allzu langer Zeit die Möglichkeit hatte, bei John Simons in London ein originales Brooks Bothers-Hemd "Made in USA" zu bestellen, zögerte ich nicht lang - hellblau, "slim fit" und unfassbar teuer... aber gut!
"Slim Fit" bei amerikanischen Hemden wäre in Österreich eher "klassische Weite" |
Ein wie ich meine, ganz netter "Collar Roll" |
Die für Brooks Brothers ganz charakteristischen Falten an der Manschette |
Die "Regel", dass mit einem OCBD keine Krawatte getragen werden soll, gehört ins Märchenland. Allerdins sollte man eher sportliche Anzüge oder Sakkos dazu tragen - zum Beispiel aus Cord oder Tweed |
Ich wünsche meinen Lesern nun viel Spaß beim nächsten Hemden-Kauf: Er wird wohl nie mehr so sein wie früher!
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